Herzlich willkommen auf meinem Reisetagebuch Neuseeland Reportage in »unterwegs«
Herzlich willkommen auf meinem Reisetagebuch Neuseeland Reportage in »unterwegs«

Einmal Neuseeland und zurück - Reportage für das Magazin »unterwegs«

Auckland in seiner ganzen Pracht
Höhenunterschied und abschüssige Straßen
Kirche in Auckland

Etwas über vier Millionen Menschen leben in Neuseeland und das auf einer Fläche (268.680 qkm), die nur ein Viertel kleiner ist als die der Bundesrepublik. Die beiden Hauptinseln teilen sich die Neuseeländer unter anderem mit rund zwei Millionen Touristen jährlich, mehr als 30 Millionen Schafen und über fünf Millionen Rindern. Ralf Würtz war sechs Wochen lang im Land unterwegs und besuchte dabei auch einige methodistische Gemeinden.

Sonniges Auckland
Sonniges Auckland
Ansicht aus großer Höhe
Ansicht aus großer Höhe

Es ist schon eine Herausforderung, nach 31 Stunden in Auckland aus dem Flieger zu steigen, sich ins Auto zu setzen, um Tauranga, ein fast 200 Kilometer entferntes Ziel, anzusteuern. Die Herausforderung besteht vor allem darin, sich rasch an den Linksverkehr zu gewöhnen, mit einem Auto, das das Lenkrad auf der rechten Seite hat. Wem der Name Tauranga bekannt vorkommt, hat aufmerksam die Auslandsnachrichten verfolgt. Anfang Oktober 2011 lief nur 20 Kilometer von der Küste entfernt, das Containerschiff »Rena« auf Grund und verlor eine erhebliche Menge an Schweröl, das teilweise die Küste erreichte.

Mit einem großen Aufgebot an Freiwilligen müssen Strandabschnitte, an denen Öl angespült wurde und betroffene Tiere mühsam von Hand gereinigt werden. Das Unglück wird unter anderem als Aufhänger für Proteste gegen Tiefseebohrungen genommen. Insgesamt ist man in Neuseeland sehr um einen ökologischen Umgang mit den Naturressourcen bemüht. Nicht ohne Grund, denn ein Großteil der unvergleichlichen Landschaften (vor allem die kargen Hügel) geht auf den jahrhundertelangem Raubbau an den Wäldern zurück.

Lobpreis und Anbetung

In Gisborne, meiner zweiten Station, treffe ich auf die erste methodistische Gemeinde. Der Methodismus in Neuseeland fand seinen Anfang 1823, als Pastor Samuel Leigh die erste »Wesley Mission« in Whangaroa (Nordosten, Nordinsel) gründete. Bereits um 1840 gab es ein weites Netz an Missionsstationen, verteilt über ganz Neuseeland.

Die »Mangapapa Union Parish« in Gisborne ist eine Glaubensgemeinschaft, in der sich Methodisten und Presbyterianer zusammengefunden haben. Das ist eine in Neuseeland nicht ungewöhnliche Form der Ökumene. »Den Menschen hier ist der Glaube an Jesus Christus wichtiger als die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Denomination«, erklärt der Leiter der Gemeinde, Stewart Patrick. Lobpreis und Anbetung nehmen einen großen Raum während des Gottesdienstes ein und auch das laute Gebet in Zungen ist fester Bestandteil des Gemeindelebens. Diese persönliche Spiritualität, die ihren Ausdruck in Lobpreis und Anbetung findet sowie das persönliche Engagement werden in der methodistischen Kirche in Neuseeland besonders betont.

 

Parkanlagen im Sonnenschein
Kunstobjekte gibt es hier auch! (Auckland Art Gallery)
Sprung in die Tiefe von ganz oben
Auckland vom Wasser aus

Soziale Projekte

Bei einem Tagesausflug an das »East Cape« zeigt mir Kathy, eine engagierte Methodisten in Gisborne, die Gegend, in der sie aufgewachsen ist und heute vorwiegend Maori – die Ureinwohner – unter recht einfachen Verhältnissen leben. »Wir engagieren uns in ganz unterschiedlichen Projekten«, berichtet die 44-jährige Neuseeländerin und erzählt, wie sie einen Arzt unterstützt, der sich vor allem um Kiefermissbildungen bei asiatischen Einwanderern kümmert, die sich eine Krankenversicherung beziehungsweise die Operationskosten nicht leisten können.

Über Napier führt mich mein Weg in die Hauptstadt Wellington. Mitten hinein in die »Winner-Tour« der Rugby-Union-Nationalmannschaft, genannt »All Blacks«, die sich den Weltmeistertitel gegen Frankreich sichern konnte. Aber auch eine andere Seite wird in Wellington sichtbar: Man versteht sich nicht als losgelöst vom Rest der Welt, sondern nimmt am Weltgeschehen teil. Junge Menschen besetzen hier einen zentralen Platz und protestieren damit, wie in vielen anderen Ländern auch, gegen die Macht der Banken. »Es ist ein gutes Gefühl, dass wir uns mit unseren Protesten nicht alleine fühlen, sondern dass viele tausende auf der ganzen Welt das Gleiche tun«, erzählt der 21-jährige Occupy-Aktivist Matthew, während er die nächsten Aktionstermine an eine Tafel schreibt.

In Nelson, der ersten Station auf der Südinsel, gibt es den zweiten Kontakt zu einer methodistischen Gemeinde. Pastorin Alison Molineux steht der Gemeinde vor. Der Altersdurchschnitt der rund 70 Glieder ist über 60, junge Familien mit Kindern gibt es kaum. Nur in der Sommerzeit füllt sich die Kirche mit Urlaubern aus der ganzen Welt, für die dann auch besondere Gemeindeveranstaltungen angeboten werden, berichtet Allison mit strahlendem Gesicht. Man sieht ihr an, dass sie diese Zeit genießt.

Nord und Süd: nicht immer grün

Angesprochen auf ein auf der Nordinsel gerade akutes Problem mit einer Gasleitung antwortet Russel, ein rüstiger Mittsechziger: »Das ist nicht unser Problem. Wir haben unsere eigene Versorgung.« Damit wird deutlich, dass sich Nord- und Südinsulaner nicht immer grün sind und dass sich die Anteilnahme am jeweiligen Alltag in Grenzen hält. Nach Nelson geht es weiter die Westküste entlang. Das Wetter wird rauer, doch die Menschen nicht weniger herzlich und offen. Selbst als es im Fjordland anfängt zu schneien, lassen die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft nicht nach.

Nach weiteren Zwischenstopps in Invercargill, Dunedin und Twizel gelange ich nach Christchurch, der größten Stadt der Südinsel, die 2011 wohl das schmerzlichste Jahr ihrer Geschichte durchmachte. Nachdem im September 2010 bereits heftig die Erde bebte, wurden im Februar 2011 weite Teile der Innenstadt fast vollkommen zerstört. Opfer und zerstörte Gebäude gab es auch bei einigen methodistischen Gemeinden der Stadt. »Drei Männer, die mit Arbeiten an der Orgel beschäftigt waren, wurden getötet, als unsere Kirche in der Durham Street völlig zerstört wurde«, berichtet Superintendentin Jill van de Geer. »Viele Gemeinden in den östlichen Bezirken können ihre Kirchengebäude nicht mehr nutzen und müssen in die westlichen Bezirke ausweichen«, berichtet sie weiter. Die Anteilnahme der gesamten neuseeländischen Bevölkerung ist groß. »Ganz Neuseeland steht hinter Christchurch und schickt Geld und andere Unterstützung.« Auch wenn nach dem Beben eine Abwanderung aus der Stadt mit ihren knapp 400.000 Einwohnern einsetzte, so kommen mittlerweile genauso viele Menschen wieder nach Christchurch.

Multikulturelle Kirche auf der Suche

Über die Fährstationen in Picton und Wellington führt mich mein Weg zurück zur Nordinsel und nach New Plymouth. Die 1963 erbaute »Whitley Memorial Methodist Church« beherbergte an diesem Sonntag Gäste aus verschiedenen Gemeinden. Einwanderer aus Samoa, Tonga und den Fidschis nahmen an diesem mehrsprachigen Gottesdienst teil. Groß ist hier das Bemühen, die jeweils ganz eigene Kultur und Sprache des anderen zu respektieren und zu akzeptieren. Doch darin hat die methodistische Kirche in Neuseeland Erfahrung. In der Mitte des vergangenen Jahrhunderts erfuhr sie große Veränderungen. Der Einfluss der methodistischen Maori, der Ureinwohner Neuseelands, wurde stärker und sie wurden innerhalb der Kirche nahezu autonom. Auch das Wachstum von Samoa-, Tonga- und Fidschi-Gemeinden hat in den letzten Jahrzehnten starken Einfluss genommen, so dass eine multikulturelle Kirche entstanden ist, die immer wieder nach neuen Ausdrucksformen sucht.

In Auckland, der letzten Station auf meiner Rundreise, ist das Straßenbild der Stadt stark asiatisch geprägt. Ein Bild, das deutlich macht, wie sehr Neuseeland ein Einwanderungsland ist. Dies ist nicht nur für die Menschen in den Gemeinden, sondern auch für die methodistische Kirche als Ganzes eine ständige Herausforderung, sich den wandelnden kulturellen Eigenarten zu öffnen.


Hotelbewertung Neuseeland

Top oder Flop: finden Sie hier alle meine Hotel- und Motel-Bewertungen in Neuseeland auf einen Blick.

Ralf in Indien Reisetagebuch Bewertungen (5 Sterne)